Wie können Mensch und KI zusammenarbeiten?

Wechselwirkung Mensch und KI: Menschen, die Android-Roboter auf einem Smartphone mit AI-Prozessor, künstlicher Intelligenz und dem Konzept der menschlichen Computerinteraktion treffen

Der Einsatz einer vollautomatisierten KI in der Produktion ist nur in Ausnahmefällen möglich. Häufig ist es aber ohnehin viel sinnvoller, wenn Mensch und KI sich in der Zusammenarbeit ergänzen. Das macht menschzentrierte KI-Anwendungen besonders spannend.

Aus der im März 2021 veröffentlichten Studie “Menschzentrierte KI-Anwendungen in der Produktion - Praxiserfahrungen und Leitfaden zu betrieblichen Einführungsstrategie” des KI-Fortschrittzentrums in der Studienreihe “Lernende Systeme” haben wir für Sie die wichtigsten Punkte zur Einführung von menschzentrierten KI-Anwendungen in industrielle Produktionsprozesse zusammengestellt.

Was macht menschzentrierte KI anders?

Menschzentrierte KI erfüllt Arbeitsaufgaben unter Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit ohne dabei die Fähigkeiten und Bedürfnisse der Menschen in ihrem Umfeld aus den Augen zu lassen. Die Grundannahme dabei ist, dass Unternehmen nur dann die vollen Nutzenpotenziale von KI realisieren können, wenn sie den Menschen als zentrales Element bei der Einführung von KI mitdenken.

Was bedeutet es “den Menschen mitzudenken”? Es bedeutet, Arbeitsbedingungen zu schaffen,  die die Arbeitszufriedenheit und damit die Leistung der Mitarbeiter:innen steigern. In Bezug auf die Einführung von KI nennt die Studie vier wesentliche Gestaltungsaspekte, die hierzu beitragen sollen:

  1. Schutz des Menschen gewährleisten
    Hier spielen Datenschutz, ethische Grundsätze sowie Fragen nach Verantwortung und Haftung eine Rolle.

  2. Vertrauenswürdigkeit herstellen
    Der Mensch muss nachvollziehen können, wie die KI zu ihrer Einschätzung kommt, um effektive und sichere Entscheidungen daraus abzuleiten. Zudem muss das System benutzerfreundlich sein, d.h. eine effektive, effiziente und zufriedenstellende Zielerreichung ermöglichen.

  3. Symbiotische Funktionsteilung von Mensch und KI schaffen
    Der Mensch kann die KI im Arbeitsprozess überstimmen und behält damit die Kontrolle. Denn KI soll den Arbeitsprozess unterstützen, gleichzeitig aber den Handlungsspielraum des Menschen nicht zu stark einschränken.

  4. Menschliche Fähigkeiten fördern
    Der Handlungsspielraum für Menschen muss erhalten oder sogar erweitert werden, um Lernerfahrungen zu ermöglichen und die Motivation zu erhalten.

Auf kurze Sicht bedeutet der menschzentrierte Gestaltungsansatz mehr Aufwand als ein rein technischer. KI sollte aber immer mit langfristiger Perspektive gestaltet werden. Auch die beste KI kann nur dann zum Erfolg beitragen, wenn die Nutzer:innen sie akzeptieren, einsetzen und fortlaufend mit verbessern. Mittelfristig profitieren produzierende Unternehmen also, wenn ihre Mitarbeiter:innen den KI-Initiativen gegenüber offen eingestellt sind und diese aktiv mitgestalten.

Wie lässt sich menschzentrierte KI schrittweise einführen?

Für produzierende Unternehmen bietet die Studie einen Handlungsleitfaden, mit dem menschzentrierte KI schrittweise entwickelt und eingeführt werden kann. Die in der Studie vorgeschlagenen 7 Phasen lassen sich in 4 Schritte zusammenfassen:

Schritt 1: Vorbereitung

Im ersten Schritt (Phasen 1&2 der Studie) geht es vor allem darum, die Belegschaft langfristig auf die Einführung von KI im Unternehmen vorzubereiten. Dazu sollte in der Belegschaft eine positive Haltung gegenüber KI geschaffen und ein Dialog über Fachabteilungen hinweg gefördert werden. Um einen vernünftigen Dialog zu ermöglichen, macht es Sinn, Mitarbeiter:innen ein solides KI-Grundwissen zu vermitteln.

Schritt 2: Planung

Wenn der Dialog weit genug fortgeschritten ist, sollte er mit Workshops zur Identifikation und Detaillierung von KI Use Cases (Phasen 3&4 der Studie) in eine konkrete Richtung gelenkt werden. Hierbei sticht der menschzentrierte Gestaltungsansatz dadurch hervor, dass er neben betriebswirtschaftlichen und technischen Kennzahlen auch menschenorientierte Kriterien wie  Gebrauchstauglichkeit, Nutzerakzeptanz sowie ethische, rechtliche und soziale Verträglichkeit als Zielgrößen oder Einschränkungen mit aufgreift.

Schritt 3: Umsetzung

Im Umsetzungsschritt (Phasen 5&6 der Studie) wird eine KI bzw. ein integriertes KI-System entwickelt und gegen die Zielkriterien bzw. Einschränkungen evaluiert. Dabei legt der menschzentrierte Ansatz besonderes Augenmerk auf die Nutzungsschnittstellen und damit die Nutzerinteraktion. In der Evaluation müssen alle gestellten Kriterien erfüllt sein. Damit kann es durchaus passieren, dass eine funktionstüchtige KI mit lukrativen Resultaten durchfällt, wenn Nutzer:innen sie nicht einsetzen wollen, da die Bedienung zu umständlich ist oder sie ihre Arbeitsbedingungen durch deren Einsatz kompromitiert sehen.

Schritt 4: Einführung und Skalierung

Auch bei der Einführung, dem Betrieb und der Skalierung eines positiv evaluierten KI-Systems (Phase 7 der Studie) bleibt die aktive Einbindung der menschlichen Nutzer:innen der wesentliche Faktor. Die Erwartungen der Mitarbeiter:innen an die KI müssen erfüllt werden und es muss eine dauerhafte Motivation zur Zusammenarbeit bestehen. Andernfalls kann es keine nachhaltige Zusammenarbeit von Mensch und KI geben. Der Leitfaden empfiehlt hier den regelmäßigen Austausch, um die KI bei Bedarf entsprechend nachjustieren zu können.

Fazit

Die menschzentrierte Gestaltung von KI ist noch ein recht neuer Ansatz. Grundsätzlich geht es dabei darum, möglichst viele Perspektiven einzubeziehen. Damit können KI-Lösungen entstehen, die die Produktivität nachhaltig steigern, und sich ohne Reibungsverluste in den menschlichen Arbeitsalltag integrieren.